Braucht die Viktoriastraße Radwege?

Ich schließe hier das letzte Ende der Königsallee mit ein und beginne die Betrachtung der Viktoriastraße am Schauspielhaus. Hattinger Straße und Königsallee münden in die Viktoriastraße, sie ist also in doppelter Hinsicht eine Radialstraße oder „Haupteinfallstraße“.
Die Viktoriastraße ist wahrscheinlich die Straße, die ich am häufigsten mit dem Rad befahre. Ich wohne in der Gegend und Richtung Innenstadt gibt es nur zwei Straßen: Die Viktoriastraße und die Universitätsstraße. Meist ist der Weg über die Viktoriastraße kürzer und die Viktoriastraße führt zudem geradewegs zum „Radkreuz Bochum“.

Sowohl auf der Viktoriastraße als auch auf den anderen Bochumer Hauptverkehrsstraßen fahre ich konsequent auf der Fahrbahn, solange es keine benutzungspflichtigen Radwege gibt. Und Radwege müssen zuallererst sicher sein – subjektiv und objektiv. Gehwege scheiden von vornherein aus. Als Radfahrer will und darf ich keine Fußgänger gefährden.

Auf Gehwegen mit „Radfahrer frei“ ist nur Schrittgeschwindigkeit (6 km/h) erlaubt. Wer hält sich daran?

Die Radwende Bochum sagt: „Tempo 30 oder Radwege“. Die Viktoriastraße hat keins von beiden. 

Nur wenn man vom Schauspielhaus aus konsequent auf der Fahrbahn fährt, kann man eine simple Grundregel einhalten: Geradeaus fahren ohne Fahrstreifenwechsel. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

Innenring

Auf dem Innenring zum Beispiel ist das kein Problem. Ich habe einen ganzen Fahrstreifen (3,25 m Breite) zur Verfügung und den brauche ich laut StVO auch:

  • 1 m Seitenabstand zu parkenden Autos
  • 1 m für mich selbst
  • 1,5 m Überholabstand

Bemerkenswert ist, dass das von so gut wie allen Autofahrern toleriert und beachtet wird. Niemand hupt, brüllt, drängelt oder überholt ohne Seitenabstand.

Allerdings kehrt sich das angenehme Radfahren auf dem Innenring abrupt in sein Gegenteil um, sobald man versucht, nach links abzubiegen. Das ist die Hölle. Zum Beispiel an der Universitätsstraße, Viktoriastraße und in den Boulevard.

Viktoriastraße

Ganz anders auf der Viktoriastraße. Radfahrende auf der Fahrbahn werden dort terrorisiert. An der Viktoriastraße gibt es teilweise bauliche Radwege, Radfahrstreifen oder auch nur Gehwege mit „Radfahrer“ frei. Einen benutzungspflichtigen Radweg gibt es nur in Gestalt des neuen Radfahrstreifens zwischen Musikforum und Humboldtstraße.

Vor kurzem hat die Stadt Bochum an drei Stellen Zusatzschilder angebracht, die ausdrücklich darauf hinweisen, dass Radfahrer die Fahrbahn benutzen dürfen. Das begreift nicht einmal die Polizei.

 

Aggressives Verhalten von Seiten der Autofahrer ist hier an der Tagesordnung: Es wird gehupt, gebrüllt, gedrängelt und ohne Seitenabstand überholt.

Hattinger Straße

Dieselbe Erfahrung habe ich auf der Hattinger Straße gemacht. Dort gibt es Abschnitte mit alten Radwegen, die nicht benutzungspflichtig sind und eigentlich gar keine Radwege sein dürfen, weil sie die Mindestanforderungen an Radwege bei weitem nicht erfüllen.
Neben so einem Radweg wurde ich gleich zweimal auf einer Fahrt von aggressiven Transporter-Fahrern absichtlich mit ungenügendem Seitenabstand überholt, beschimpft und sogar zum Anhalten gezwungen.

Die Ursache ist offensichtlich: Es sind die Radwege

Wo keine Radwege sind, verhalten Autofahrer sich vorbildlich und wenn es zwei Fahrstreifen pro Richtung gibt, kann man sogar stressfrei Rad fahren. Aber wehe, Autofahrer wittern einen Radweg. Dann verhalten sich einige wie Hooligans. Ein Gehweg mit blauem Schild und „Radfahrer frei“ reicht oft auch schon, um den Beißreflex auszulösen:
Die Straße (gemeint ist die Fahrbahn) gehört mir!“ Und das eigene Revier wird aggressiv verteidigt. StVO hin oder her. Muss man ja auch nicht kennen. Man macht sich selber eine. Das wird übrigens sehr gerne Radfahrern vorgeworfen. Die fahren ja alle bei Rot über die Ampeln und beachten die Vorfahrt nicht. Sind ja alle lebensmüde.

Braucht die Viktoriastraße Radwege?

Die Antwort: Ganz oder gar nicht.
Schon 1988 wurde die Viktoriastraße im Pilotprojekt als Musterbeispiel vorgeführt. Dafür, wie es nicht geht:

Ein Musterbeispiel …, das alle genannten Fehler auf weniger als 1 km Streckenlänge aufweist, ist der neue Radweg auf der Viktoriastraße.
Pilotprojekt Radwege- und Beschilderungsplan Bochum (ILS 1988) Seite 21f

„Radwege mit so stark abgesetzter Führung werden vom Radverkehr nicht angenommen“
Der Lichtmast steht heute noch auf dem „Radweg“.

Aufnahmen vom neu gebauten Radweg an der Viktoriastraße (1987)

 

 

 

Bis heute hat sich daran nichts im Wesentlichen nichts geändert.
Ganz oder gar nicht: Die Viktoriastraße braucht durchgehende Radfahrstreifen, wie am Musikforum.

Unverändert seit etwa 40 Jahren.

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