Radkreuz Bochum – Das Kreuz mit dem Kreuz

Radkreuz Bochum Richtung Viktoriastraße

Das Radkreuz ist momentan DAS Prestigeprojekt der Stadt Bochum. Am 27. September 2023 hat Oberbürgermeister Eiskirch das erste Piktogramm aufgetragen. Mittlerweile wurden schon reichlich weitere Piktogramme auf die Straßen gemalt. (Ist Werbung auf der Fahrbahn erlaubt?)
Kern des Projekts ist die Kreuzung am Rathaus. Die Kreuzung hat vier Arme und Bochum acht Radialstraßen zur Innenstadt. Schon das zeigt das Problem. Das Radkreuz kann den Innenring nicht ersetzen. Nur Wittener Straße, Viktoriastraße/Königsallee und Alleestraße/Essener Straße sind direkt angebunden. Zur Universitätsstraße gibt es gar keine Verbindung.

Das Radkreuz soll eine »Drehscheibe« für den Radverkehr sein. Aber dazu müsste die Kreuzung ein Kreisverkehr werden.

Radkreuz Bochum Richtung Hans-Böckler-Straße

Radkreuz Bochum, Blickrichtung Hans-Böckler-Straße.
Deutlich zu sehen: Die versetzten Einmündungen von Viktoriastraße und Hans-Böckler-Straße.
Dadurch entstehen Probleme für Linksabbieger.

Radkreuz Bochum Richtung Viktoriastraße

Blickrichtung Viktoriastraße.
Deutlich zu sehen: Die versetzten Einmündungen von Viktoriastraße und Hans-Böckler-Straße.
Die neue Ausrundung rechts ist nicht etwa für den Radverkehr, sondern für die Busse gebaut worden.

Linksabbieger aus dem Boulevard und dem Willy-Brandt-Platz begegnen sich nicht in der Kreuzungsmitte. Wenn Kfz und Radfahrer aus der gleichen Richtung in die Kreuzung einfahren, ist durch den Versatz nicht klar, wer geradeaus fährt und wer rechts abbiegt. So entstehen undurchsichtige Wege in der Kreuzung, die eine Gefährdung darstellen. Die Wege für kreuzende Fußgänger sind viel zu lang.

In einem Kreisverkehr gibt es keine Linksabbieger. Niemand hat Vorfahrt, wenn er an die Kreuzung kommt. Durch den Kreis werden zusätzlich die Maximalgeschwindigkeiten reduziert. Dadurch sind Kreisverkehre wesentlich sicherer als einfache Rechts-vor-links-Kreuzungen.

Rechts-vor-links-Kreuzungen mit versetzten Armen sind besonders gefährlich. Das Ghostbike an der Sodinger Straße / Castroper Hellweg in Gerthe, aber auch die Kreuzung der Friederikastraße mit der Hattinger Straße zeigen das. Auch hier gab es einen Unfall mit einem schwerverletzten Radfahrer.

Ich hatte im April 2023 dazu eine Anregung nach § 24 Gemeindeordnung NRW eingereicht. Ein Mini-Kreisverkehr an der Rathaus-Kreuzung könnte sofort mit einfachen Mitteln und äußerst preisgünstig hergestellt werden.

Die Anregung wurde am 9. August im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur – selbstverständlich- abgelehnt (Beschlussvorlage 20231615).

Begründung:

Aufgrund der geringen verfügbaren Fläche und des Platzbedarfs der Busse sowie aufgrund des Fahrgastkomforts müsste die Mittelinsel überfahrbar und nicht spürbar ausgeführt werden. …
Da die Busse jedoch ständig die Mittelinsel überfahren würden d.h. geradeaus bzw. Links über den Kreis fahren würden, bringt ein Kreisverkehr an dieser Stelle keinen Vorteil mit sich, sondern führt eher zu einer unübersichtlichen Verkehrssituation.

Dass die Mittelinsel von Mini-Kreisverkehren überfahrbar ausgeführt werden muss, ist Standard und ausdrücklich vorgesehen. Die Perspektive der Radfahrenden spielt in der Argumentation der Verwaltung wie üblich gar keine Rolle. Die Bogestra wird angehört, die Radfahrenden nicht. Immerhin prüft die Verwaltung noch weitere Varianten für den Umbau der Rathauskreuzung.
Wenn aber schon das Kernstück der Bochumer Radverkehrsstrategie nicht vom Fahrrad her gedacht wird …

Neben dem Radkreuz gibt es weitere Leitprojekte Radverkehr der Bochum Strategie im Projekt BOvelo:

  • Bau des Radschnellweges (RS1) einschließlich dessen Anbindung an die benachbarten Stadtteile
  • Komfortable Radwege an allen Radialstraßen oder Haupteinfallstraßen
  • Umbau von weiteren Bahntrassen zu Rad- und Fußwegen, z.B. Hannoverbahn
  • Erstellung von Fahrrad-Schulwegplänen

Alle Leitprojekte sollen laut Stadt Bochum bis 2030 umgesetzt werden.

Schreibe einen Kommentar