Es ist die kinetische Energie. Das ist Physik.
Man kann ziemlich schnell werden – mit Hilfe der eigenen kinetischen Energie.
Zum Beispiel, indem man vom Sprungturm springt. Von da an wird der Körper durch die Schwerkraft (Gravitation) permanent beschleunigt.
g~ 9,8 m/s²
Ein Sprung vom 5-m-Brett im Schwimmbad dauert rund eine Sekunde und es wird eine Geschwindigkeit von etwa 36 km/h erreicht, aus drei Metern 28 km/h. Aus 100 m Höhe werden Aufprallgeschwindigkeiten bis zu 245 km/h erreicht – da spielt der Luftwiderstand schon eine Rolle.
Entscheidend ist: Die kinetische Energie (gespeicherte Bewegungsenergie) wächst im Quadrat mit der Geschwindigkeit. Dabei ist es egal, wie und wo etwas auf ein Hindernis prallt.
Das Gewicht des bewegten Körpers geht nur linear in die kinetische Energie ein: Wenn ein 1.000 kg Auto gegen die Wand fährt ist die kinetische Energie halb so groß wie bei einem 2.000 kg Auto – vorausgesetzt, die Geschwindigkeit ist gleich.
Bremsen ist auch nur ein spezieller Fall von „vor die Wand fahren“. Sozusagen dasselbe in Zeitlupe.
Das erklärt, warum der Bremsweg drastisch kürzer wird, wenn die Ausgangsgeschwindigkeit sinkt.
Kinetische Energie von Fußgänger, Fahrrad und Auto im Vergleich:
- Fußgänger: 75 kg, 5 km/h 0.02 Wh
- Fahrrad: 100 kg, 25 km/h 0,67 Wh
- Auto: 1.500 kg, 50 km/h 40 Wh
Das heißt auch: Aufgrund des Gewichts hat ein Auto bei gleicher Geschwindigkeit schon 15 mal so viel kinetische Energie wie ein Fahrrad.
Im Straßenverkehr sollte man im Konfliktfall einen Aufprall – d.h. einen Unfall – durch eine Bremsung vermeiden.
Dabei spielt der Reaktionsweg eine große Rolle: Wie viel Zeit vergeht zwischen dem Erkennen der Gefahr und der tatsächlichen Bremsung?
Es ist leicht vorstellbar, dass mit der Geschwindigkeit auch die Wahrscheinlichkeit eines ungebremsten Aufpralls steigt: Die Reaktionszeit ist – mehr oder weniger – konstant. Und während dieser Zeit bewegt man sich mit unveränderter Geschwindigkeit fort.
Das erklärt, warum im Unfallszenario das Auto mit Tempo 30 schon steht, wo das Auto mit Tempo 50 noch gar nicht angefangen hat zu bremsen.
Wenn die Polizei also immer und immer wieder erklärt »Speed kills« spricht sie meist nicht von gefährlichen Amphetaminen, sondern über Physik.
Ein Radfahrer mit Tempo 200 hat ungefähr die gleiche kinetische Energie wie ein Pkw bei Tempo 50. Aber Radfahrer fahren selten schneller als Tempo 25. Das erklärt, warum es so wenigen Radfahrern gelingt, einen Autofahrer zu töten. Umgekehrt ist das ganz leicht. Ein Pkw hat bei Tempo 130 die kinetische Energie, die in einem vollen Pedelec-Akku steckt (300 Wh). Und die muss am Ende wieder weg.
»Die meisten Menschen sterben im Straßenverkehr aufgrund unangepasster Geschwindigkeit.«
Übrigens kommt das Umweltbundesamt zu dem Schluss:
»Eine Senkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit hat in den meisten Fällen keinen nennenswerten Einfluss auf die Leistungsfähigkeit einer Hauptverkehrsstraße für den Kfz-Verkehr. Die Funktion einer innerstädtischen Hauptverkehrsstraße für den Kfz-Verkehr wird daher durch Tempo 30 nicht oder nicht nennenswert beeinträchtigt. Der Verkehrsfluss kann Messungen zufolge bei Tempo 30 besser sein als bei Tempo 50.«
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2546/publikationen/wirkungen_von_tempo_30_an_hauptstrassen.pdf
Bevor man über Rowdytum und schlechte Manieren im Straßenverkehr spricht, muss man über Geschwindigkeit sprechen. Über Benimmregeln kann man sprechen, wenn alle gleich schnell sind.
Deshalb: Tempo 30 oder – sichere – Radwege.
Und Tempo 6 auf Gehwegen und in Fußgängerzonen. Deshalb sind Gehwege und Fußgängerzonen für Radfahrer ungeeignet.
Warum sollte jemand auf einem Gehweg Rad fahren, wenn es einen guten Radweg gibt?
Warum sollte jemand in einer Tempo-30-Zone auf einem Gehweg Rad fahren?
Speed kills? – Verkehr, Geschwindigkeit und Energie:
Rechner: https://www.omnicalculator.com/de/physik/kinetische-energie
https://www.heise.de/hintergrund/Speed-kills-Verkehr-Geschwindigkeit-und-Energie-5002977.html
https://www.runtervomgas.de/ratgeber-und-service/unfallursachen/die-haeufigsten-unfallursachen/
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https://www.youtube.com/watch?v=3qNjt04bpQM