Die WAZ+ berichtet über eine »Kostenexplosion bei Mini-Radweg in Bochum«.
Christoph Matten (Tiefbauamt) hatte in der Bezirksvertretung Bochum-Südwest informiert:
Bei einem Brücken-Neubau in Bochum ist auch ein Radweg mit eingeplant. Die Kosten für den Streifen haben sich verdreifacht – auf 280.000 Euro.
Der Neubau der Neveltalbrücke am Munscheider Damm (L651), die Bochum-Linden mit Wattenscheid verbindet, ist Sache des Landes. Aber:
»Im Rathaus wurde bei Beginn der Planung gefordert, die Brücke etwas breiter zu bauen, damit man auch auf der Südseite die Option für einen Radweg hat. Straßen.NRW hat nur einen für die nördliche Seite vorgesehen. Dieser Extra-Wunsch kommt der Stadt nun allerdings teuer zu stehen. …
Es geht lediglich um einen 80 Zentimeter breiten Streifen, um den die Brücke auf ihrer Länge von 53 Metern erweitert wird. Vor sechs Jahren, als der Brücken-Neubau im Ausschuss für Infrastruktur und Mobilität beschlossen wurde, hatte die Stadt noch mit Kosten in Höhe von ca. 95.000 Euro kalkuliert. Diese Summe hat sich inzwischen jedoch verdreifacht. Aktuell geht man im Rathaus von 280.000 Euro aus, die für das bisschen Brücke fällig werden – Stand jetzt.«
Das sind – für 53 Meter – in etwa die gleichen Kosten, die für den Bau von 8.000 Metern Radfahrstreifen auf der Veloroute 11 (Essener Straße / Wattenscheider Damm) anfallen.
Die Gesamtkosten der Brücke dürften demnach wesentlich über 5 Millionen Euro liegen (280.000 € / 5,67 %). Insgesamt vielleicht 7-8 Millionen Euro.
Das ist schweineteuer, aber wichtig für die Zukunft.
(Christoph Matten – Tiefbauamt Stadt Bochum)
Karl-Heinz Benning von der FDP spricht laut WAZ offen von »Planungsfehlern«, die in der Vergangenheit gemacht worden seien. „Was kann man tun, um das künftig zu vermeiden? Was lernen wir daraus?“, fragt er.
Da hat Herr Bennig recht. Die Stadt Bochum hat sich das Problem selbst eingebrockt. 2017 (!) hatte Straßen NRW die Planung für die Brücke der Öffentlichkeit vorgestellt, gedacht als Anliegerinformation.
Ich bin – als ADFC Vorsitzender – hingegangen, weil ich aus langjähriger Erfahrung das Schlimmste befürchtete. Zu Recht.
Straßen NRW hatte nur einen kurzen, einseitigen Geh- und Radweg an der Brücke eingeplant – nach Angaben der Planerinnen in enger Abstimmung mit der Stadt Bochum.
Die Radverkehrsanbindung soll gemäß den Richtlinien für Landesstraßen (RAL) als 2,50 m breiter
Straßen NRW, Vermerk zur frühen Öffentlichkeitsbeteiligung bzgl. Neveltalbrücke
und einseitiger Geh- und Radweg auf der nördlichen Fahrbahnseite zwischen der Schnatstraße
und der Nevelstraße verlaufen.
Ich habe energisch protestiert und eine entsprechende Eingabe an die Stadt Bochum gerichtet.
Ergebnis: »Es werden noch einmal die Radverkehrssituation und –planung … geprüft«. (Straßen NRW, Vermerk zur frühen Öffentlichkeitsbeteiligung bzgl. Neveltalbrücke)
Aus meiner Eingabe:
„In der für 2018 neu geplanten „Freizeitkarte Bochum“ ist diese Verbindung als Teil des ausgewiesenen Radverkehrsnetzes der Stadt Bochum eingezeichnet. In einem überregionalen Radverkehrsnetz müsste sie als Veloroute oder Radschnellweg ausgebaut sein.“
Eingabe an die Stadt Bochum
Am 15.03.2018 endete meine Funktion als ADFC Vorsitzender. Es wurde ein neuer Vorstand im ADFC Bochum gewählt.
Meine Anregung wurde am 10.04.2018 im Ausschuss für Infrastruktur und Mobilität behandelt. Die Vorlage 20180662 dazu wurde einstimmig angenommen.
Am 10.07.2018 folgte der Beschluss zur Kostenbeteiligung seitens der Stadt Bochum zur Verbreiterung des »Ersatzneubaus der Neveltalbrücke am Munscheider Damm durch Straßen.NRW«
Vorlage: 20181497.
Die Vorlagen 20180662 und 20181497 sind im Ratsinformationssystem (RIS) nicht auffindbar, wohl aber die Vorlage 20240836:
Die Kostenbeteiligung wurde aufgrund der Vorlage 20181497 vom Ausschuss für Infrastruktur und Mobilität am 10.07.2018 unter TOP 31.1.3 beschlossen. Der Landesbetrieb Straßen NRW hat der Verwaltung einen Vereinbarungsentwurf über die Kostenbeteiligung samt Kostenfortschreibung vorgelegt. Aufgrund der gestiegenen Gesamtkosten für den Ersatzneubau der Neveltalbrücke im Zuge des Munscheider Damms (L651) ist auch der Kostenanteil der Stadt gestiegen.
RIS, Vorlage 20240836
Die Kostenbeteiligung beläuft sich auf »5,67% der anrechenbaren Kostenmasse« und »berücksichtigt nur die Baukosten für das neu zu errichtende konstruktive Brückenbauwerk einschließlich Gründung. Unberücksichtigt bleiben die Kosten für den Straßenausbau, für dem Abbruch der alten Brücke, für die Ausgleichmaßnahmen sowie für alle Nebenkosten z. B. für die Verkehrsführung während der Bauzeit.«
Nach meiner Erinnerung hat aber die Stadt Bochum 2018 behauptet, beidseitige Radwege seien von Anfang an vorgesehen gewesen.
Richtig ist: Ohne meine Eingabe hätte die Stadt Bochum (Stand heute) 280.000 Euro und einen Radweg eingespart.
Die Radwege an der L651 sind Landessache – die Stadt Bochum hat sich aber bis 2018 nie dafür engagiert.
Quellen im RIS:
https://bochum.ratsinfomanagement.net/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZSyw3xAKo2srrNy_Szsod_RMGFkl3yyUJyoQC22IpjIM/Oeffentliche_Niederschrift_Ausschuss_fuer_Infrastruktur_und_Mobilitaet_10.04.2018.pdf#search=Neveltalbr%C3%BCcke
https://bochum.ratsinfomanagement.net/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZQ0VYtegDdT_DYiCFmngJrJXn_66V-oS0tYbO1A_mids/Oeffentliche_Niederschrift_Ausschuss_fuer_Infrastruktur_und_Mobilitaet_10.07.2018.pdf#search=Neveltalbr%C3%BCcke
https://bochum.ratsinfomanagement.net/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZSXX8KkmzZmsKwS7oGV0kiA0F9rNJP0o7prz4QB3TSAS/Beschlussvorlage_der_Verwaltung_20240836.pdf#search=20181497