Kreuzung Wittener Straße / Werner Hellweg (Foto vom 31.05.2024)
Der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur (AIM) hat am Mittwoch die Planung für die Wittener Straße im Bereich Mark 51°7 einstimmig und ohne Änderungen beschlossen.
800 Meter Wittener Straße sollen für etwa 13 Millionen Euro als »Stadtstraße« neu gestaltet werden. Das bedeutet insbesondere auch, dass die Wittener Straße hier erstmals Gehwege und Radwege erhält.
Herr Plackert vom Tiefbauamt hat die Planung im Ausschuss vorgestellt. Ich war anwesend weil unmittelbar vorher zwei Bürgeranregungen nach GO NRW § 24 behandelt wurden.
Die Politik hatte im Wesentlichen nur Fragen zu den angeblich entfallenden Parkplätzen – dabei war Parken hier ursprünglich nie geplant, es gab nur Mehrzweckstreifen, auf denen man auch Rad fahren konnte, bis der Mehrzweckstreifen auf der Nordseite in einen Parkstreifen umgewandelt wurde.
Das war als Übergangslösung gedacht, solange Möbel Hardeck wegen umfassender Umbauten ihr Parkhaus sperren musste, wurde aber danach nie wieder aufgehoben. Die Folge war: Radfahrer mussten auf der Fahrbahn fahren. Rad fahren auf Parkstreifen ist nicht erlaubt.
Die Verwaltung wollte das Problem lösen, indem sie auf diesen Abschnitt für Fußgänger und Radfahrer gesperrt hat. Leider hatte sie dabei vergessen, dass anschließen alle Autofahrer, die dort parken wollten, im Auto hätten sitzenbleiben müssen: Die Straße war für Fußgänger gesperrt und kein Gehweg vorhanden . Ich habe darauf hingewiesen und das Schild war schnell wieder verschwunden. Keine Glanzleistung der Verwaltung.
Kurios: Die jetzt im Ausschuss vorgestellte Planung enthielt wieder einen kapitalen Fehler.
Wo ist der Fehler?
Das Bild zeigt die geplante Radverkehrsführung an der Kreuzung Wittener Straße / Werner Hellweg in Fahrtrichtung Innenstadt.
Vom Beginn des Planungsabschnitts hinter der A43-Brücke bis zur Einmündung Werner Hellweg (Möbel Hardeck) bekommt die Wittener Straße großzügige Radwege. An der Einmündung Werner Hellweg endet die Planung. Danach gibt es auf der Wittener Straße keine Spur von Radwegen – bis kurz vor dem Lohring, wo an der Nordstraße der berüchtigte Radweg vor Haus Nummer 101 beginnt.
Oben rechts ist das geplante Radwegende an der Einmündung Werner Hellweg zu sehen.
Der Werner Hellweg (oben) hat im Kreuzungsbereich vier (!) einmündende Fahrstreifen.
Von rechts kommt der Radverkehr auf dem neuen Radweg entlang der Wittener Straße,
Die Fahrbahn der Wittener Straße hat hier drei Fahrstreifen.
Oben links in der Ecke ist der Haupteingang von Möbel Hardeck.
Die Fortsetzung der Wittener Straße ist am linken Bildrand nicht mehr im Bild.
Keiner hat etwas bemerkt – außer einer.
Das Tiefbauamt hat lange und sorgfältig geplant. Die Politik hat die Planung geprüft und verabschiedet.
Niemandem ist etwas aufgefallen. Aber es gibt einen Punkt, der mich sofort alarmiert hat:
Wie sollen Radfahrer auf der Wittener Straße geradeaus in Richtung Innenstadt fahren?
Man sieht, dass der Radweg keineswegs so endet, wie es die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) verlangen:
Der Übergang zwischen Seitenraum und Fahrbahn bzw. umgekehrt ist so auszubilden, dass er mit Fahrrädern stoßfrei in direkter Führung und ohne Verschwenkungen erreicht bzw. verlassen werden kann.
ERA 2010 Seite 78
Radfahrer sollen sich immer im Blickfeld des Kraftfahrzeugverkehrs aufstellen können.
ERA 2020, Seite 44
Wegen ihrer Konfliktträchtigkeit sind folgende Situationen bzw. Entwurfselemente zu vermeiden:
ERA 2010, Seite 37
… Radverkehrsanlagen im engeren Knotenpunktbereich enden lassen.
So soll ein Radwegende aussehen:
Das Bild zeigt ein Radwegende von links nach rechts. An der Wittener Straße geht der Radweg von rechts nach links. Man braucht etwa 30 bis 40 Meter Länge, um ein sicheres Radwegende herzustellen.
An der Wittener Straße macht der geplante Radweg stattdessen eine Kurve von der Fahrbahn weg und wird weit abgesetzt über die Fahrbahn des Werner Hellwegs geführt.
Und dann endet der Radweg mitten in der Kreuzung.
Mitten in der Kreuzung endet der Radweg. Von da an gibt es keinen Radweg mehr.
Auch der anschließende Gehweg an der Wittener Straße ist zum Radfahrern absolut ungeeignet. Es wäre ein lebensgefährliches Unterfangen, dort Rad zu fahren.
Zum Linksabbiegen von der Wittener Straße in die Dannenbaumstraße ist immerhin eine Radverkehrsführung zum indirekten Linksabbiegen vorgesehen.
Wie sollen Radfahrer geradeaus in Richtung Innenstadt fahren?
Ich habe mit dem Nahmobilitätsbeauftragten der Stadt Bochum, Matthias Olschowy ,telefoniert und auf das Problem hingewiesen. Nach Rücksprache mit dem Tiefbauamt stellte sich heraus:
Das Tiefbauamt hatte schlicht vergessen, dass es auch Radfahrer gibt, die einfach nur geradeaus fahren wollen. Die Planung wird überarbeitet.
Alle Unterlagen zur Planung im Ratsinformationssystem (RIS)
Noch mehr Glanzleistungen des »fahrradfreundlichen« Tiefbauamts der Stadt Bochum:
Viktoriastraße – einfach nur geradeaus fahren …
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