An der Alleestraße hat das Tiefbauamt Ende Juni 2024 eine durch und durch fahrradfeindliche Maßnahme umgesetzt.
Der motorisierte Verkehr wird durch die neue Verkehrsführung beschleunigt und Radfahrende gleich doppelt gefährdet: Zum einen durch schnellere Autos und zum anderen durch zwangsweise und unangekündigte Rückführung in den Mischverkehr auf der Fahrbahn – ohne Überholmöglichkeit!
Früher hatte die Alleestraße in Richtung Veloroute #11 (Richtung Wattenscheid und Essen) zwei Fahrstreifen pro Richtung, genau wie in der Gegenrichtung. Selbstverständlich ohne Radwege.
Dann hat Bochum den rechten Fahrstreifen hinter der Einmündung Eugenstraße in eine Parkfläche umgewandelt. Schon das hat den Radverkehr gefährdet. Einfach geradeaus fahren war nicht mehr möglich. Die Verkehrsführung hat einen Wechsel vom rechten auf den linken Fahrstreifen erzwungen.

Mit der Realisierung der Veloroute #11 hätte die Möglichkeit bestanden, die Gefahrenstelle zu beseitigen, indem man den neuen Radfahrstreifen nicht erst an der Goldhammer Straße (gegenüber der Erzstraße), sondern schon an der Kohlenstraße beginnen lässt. Dann hätten Radfahrer einfach nur geradeaus auf die neue Veloroute fahren können.
Stattdessen hat Bochum das Gegenteil gemacht: Der rechte Fahrstreifen der Alleestraße geht jetzt unangekündigt schon vor der Einmündung Wattenscheider Straße unvermittelt in einen Rechtsabbiegestreifen über.

Das ist eine Art der Verkehrsführung, die von den »Empfehlungen für Radverkehrsanlagen« (ERA) wegen ihrer Gefährlichkeit seit 15 Jahren kategorisch ausgeschlossen wird (ERA S. 37).
Wegen ihrer Konfliktträchtigkeit ist folgende Situation bzw. Entwurfselement zu vermeiden: Durchgehende Fahrstreifen, die unmittelbar in Rechtsabbiegestreifen übergehen und den Radverkehr zum ungesicherten Wechsel auf den links angrenzenden Fahrstreifen zwingen.
Radfahrer, die einfach nur geradeaus in Richtung Wattenscheid fahren wollen, werden unvermittelt gezwungen, mitten im Autoverkehr völlig ungesichert auf den linken Fahrstreifen zu wechseln.
Kurz vorher gibt es seit Jahrzehnten unverändert noch das Beispiel für ein extrem gefährliches Radwegende. Auch das widerspricht absolut den Anforderungen der ERA. Man muss dieses Radwegende nicht nur gefährlich, sondern hinterhältig nennen, weil es den Radfahrern vorgaukelt, sie könnten gefahrlos auf die Fahrbahn wechseln. Das Gegenteil ist der Fall.

Von Beginn des neuen Rechtsabbiegestreifens an hat die Alleestraße nur noch einen Fahrstreifen und keinen Radweg. Radfahrer werden gezwungen, auf dieser Hauptverkehrsstraße im Mischverkehr zwischen Pkw und Lkw zu fahren. Es gibt keine Überholmöglichkeit für den motorisierten Verkehr. Terror ist vorprogrammiert.
Damit reiht sich die Alleestraße in die Liste der fahrradfeindlichsten Straßen in Bochum ein.

Damit nicht genug: Gleichzeitig hat die Stadt Bochum die Parkmöglichkeiten auf dem ehemaligen rechten Fahrstreifen auch noch erweitert! Wo vor vier Wochen noch ein absolutes Halteverbot galt, darf jetzt zwei Stunden geparkt werden.

Fahrradfeindlicher geht es nicht mehr. Das Tiefbauamt hat offensichtlich nur eins im Kopf: Autos, Autos und nochmals Autos.
Die Veloroute #11 wird dadurch entwertet. Sie ist für Radfahrer nicht mehr sicher erreichbar. Das gilt ganz besonders für langsame und unsichere Radfahrer, Kinder und Familien, die hier mit dem Rad unterwegs sind.

Bochum, fahrradfeindliche Stadt. Seit 1962 und immer noch 2024.
Was sage ich Politik und Verwaltung der Stadt Bochum seit Jahren: »Haltet euch einfach an die Regeln.« Sie stehen in den »Empfehlungen für Radverkehrsanlagen« (ERA). Es wäre so einfach.