Dorstener Straße: Die rote Linie

Dorstener Straße: Rot eingefärbter Radfahrstreifen ab Reichsstraße Richtung Stadtmitte

An der Dorstener Straße hat Bochum begonnen, die vorhandenen Radfahrstreifen rot einzufärben. Eine vorsätzliche Verkehrsgefährdung.

Die Planung der jetzt vorhandenen Radfahrstreifen an der Dorstener Straße reicht zurück bis in die 1980er Jahre. 1991 lud die Stadt Bochum zu einer Bürgerbeteiligung ein, um die Pläne für den Umbau vorzustellen. Alle heutigen Schwachpunkte waren damals schon angelegt.

  • Die Dorstener Straße hat bis heute keine durchgehenden Radwege.
  • Die Radfahrstreifen sind zu schmal.
  • Die unbedingt erforderlichen Sicherheitstrennstreifen zu parkenden Autos fehlen ganz.

Die Radfahrstreifen an der Dorstener Straße sind also qualitativ ungenügend und nicht sicher befahrbar.
Dafür gibt es seit 15 Jahren einen klaren Maßstab: Die »Empfehlungen für Radverkehrsanlagen« (ERA 2010). Gemessen am Radverkehrskonzept der Stadt Bochum fehlen den Radfahrstreifen (1,40 m Breite mit dem 25 cm Breitstrich) ein Meter Breite (2,40 m sind versprochen) und zusätzlich der immer erforderliche Sicherheitstrennstreifen von 0,75 m. Statt 3,15 m haben wir nur 1,40 m. Weniger als die Hälfte.

Ohne Sicherheitstrennstreifen zu parkenden Autos müssten Radfahrer nach geltender Rechtsprechung 1,00 m Sicherheitsabstand zu parkenden Autos einhalten, um bei Dooring-Unfällen nicht mitschuldig zu sein. Unfallopfer sind sie sowieso. Die Autofahrer werden in aller Regel nicht verletzt, die Radfahrer oft schwer.

Auf der Dorstener Straße bleiben Radfahrern also rechnerisch 40 cm Platz zum Fahren, die 25 cm Breitstrich am linken Rand mitgerechnet. Ein Fahrrad braucht einen Verkehrsraum von mindestens 1,00 m Breite.

Politik und Verwaltung der Stadt Bochum wissen das selbstverständlich. Aber in Bochum haben Autos unbedingten Vorrang. Die möglichst überall eingerichteten Parkstreifen habe unbedingten Vorrang gegenüber der Sicherheit des Radverkehrs.

Wer würde sein Kind unbesorgt über die Dorstener Straße mit dem Rad zur Schule fahren lassen?

Jetzt hat die Stadt Bochum begonnen, die ohnehin gefährlichen Radfahrstreifen in voller Breite rot einzufärben.

Die Maßnahme geht zurück auf einen Änderungsantrag von SPD und Grünen zu der Beschlussvorlage der Verwaltung Nummer 20230118 für den Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur (AMI) am 15.11.2023.
Die Verwaltung hatte trotz aller unbestrittenen schweren Mängel nach zehn Monaten Bearbeitungszeit vorgeschlagen: »Den Anregungen aus dem Schreiben des Bürgers wird nicht gefolgt.« Das war der Politik dann vielleicht doch zu peinlich. Also haben SPD und Grüne in letzter Minute einen Änderungsantrag vorgelegt.

Punkt 2: »Die Radwege und Furten auf der Dorstener Straße werden mindestens an besonders engen [!] Stellen rot eingefärbt.«

Ausgerechnet an den engsten Stellen soll rote Farbe helfen!
Die rote Farbe gaukelt den Radfahrern vor, sie könnten dort – ohne jeden Sicherheitsabstand – sicher fahren.
Und den Autofahrern wird signalisiert: Da müssen die Radfahrer fahren.

Mit 0,75 cm Abstand zur Bordsteinkante bleibt fast nichts übrig.
Mit 0,75 cm Abstand zur Bordsteinkante ist fast nichts übrig. Sicher Rad fahren geht nur ganz links – wenn die Autofahrer den Überholabstand einhalten könnten und würden.

Zusammen macht das die Rotfärbung zu einer Verkehrsgefährdung. Der jetzt schon verbreitete Terror von Autofahrern und Busfahrern gegenüber Radfahrern, die Abstand zu den parkenden Autos halten, wird noch einmal zunehmen. Den durch die StVO vorgeschriebenen Sicherheitsabstand beim Überholen (1,50 m) kann ohnehin niemand einhalten. Bogestra-Fahrer setzen auch jetzt schon ihre Busse gern als Waffe ein, um Radfahrer, die sich aus ihrer Sicht falsch verhalten, indem sie Abstand zu den parkenden Autos halten. Da wird dann gerne und absichtsvoll ganz ohne Sicherheitsabstand überholt.

Und so wird dann auch gerne mal geparkt.
Und so wird dann auch gerne mal geparkt.

3 Kommentare bei „Dorstener Straße: Die rote Linie“

  1. @Otto Normalverbraucher: Sehr witzig, aber es könnte sein, dass das jemand ernst nimmt!
    (Zugegeben: Unwahrscheinlich, dass sich „so einer“ hierhin verirrt)

  2. Otto Normalverbraucher sagt:

    So ein Unfug. Die Straße gehört den Autos. Alternativplanungen dürfen nicht mit der vorgesehenen Primärnutzung kollidieren. Dort fahren: Autos.

  3. Axel Bossert sagt:

    Die Verwaltung macht sich mitschuldig! Gibt es eine Möglichkeit, diese haftbar zu machen? Bei dem Falschparker wäre ich versucht, mein Kettenschloss zu schwingen und das Heck ins Visier zu nehmen. Ich bin nicht mehr bereit, solche, auch behördliche Ignoranz hinzunehmen.

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