Vor kurzem hat die Stadt Bochum die Radverkehrsführung auf der Viktoriastraße Richtung Schauspielhaus an der Kreuzung mit dem Südring »verbessert«.
Eigentlich sollte man mit dem Fahrrad ganz einfach »einfach nur geradeaus fahren« können. In Bochum geht das nicht und das seit mittlerweile etwa 50 Jahren.
Neben dem unsäglichen Regelverstoß, den rechten Fahrstreifen unangekündigt und übergangslos zum Rechtsabbiegestreifen zu machen, jüngst noch einmal auf der Alleestraße vorgeführt, ist die Umwandlung einer geraden Fahrbahn in einen artististiche Fähigkeiten verlangenden Radweg eine besondere Bochumer Spezialität.
Das Problem beginnt da, wo der »Radweg« beginnt: An der ABC-Straße, hinter dem Husemannplatz. Noch heute ist der unbefahrbare Radweg dort ein Radweg – wenn auch nicht mehr benutzungspflichtig.
Die Viktoriastraße gilt seit dem »Pilotprojekt Radwege- und Beschilderungsplan Bochum« von 1988 als Paradebeispiel dafür, wie es nicht geht. Im Beitrag »Braucht die Viktoriastraße Radwege?« habe ich die Situation am Südring bereits als Beispiel genannt.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Kreuzung hat dieser unsäglich Radweg jetzt nicht mehr einen, sondern gleich drei Radweganfänge – und keiner davon funktioniert.
Der rechte Radweganfang ist der älteste. Erreichbar, nur wenn man durch den Lichtmast fährt. Stark abgesetzte, verwinkelte, unübersichtliche Führung mit starken Schäden. Nicht befahrbar.
Der mittlere Radweganfang ist neu, aber völlig unerklärlich. Wer versucht hat dem baulichen »Radweg« zu folgen, kommt nicht dort hin. Wer auf der Fahrbahn der Viktoriastraße fährt, auch nicht. Und für Linksabbieger vom Südring ist diese Aufleitung auch nicht brauchbar. Eine völlig sinnfreie Konstruktion.
Die linke Radverkehrsführung ist der Anfang des neuen Radfahrstreifens auf der Viktoriastraße etwa von der Straße »Marienplatz« bis zur Humboldtstraße. Dieser Radweganfang liegt genau im Nadelöhr, wo der Verkehr von zwei Fahrstreifen, der Radverkehr und der Busverkehr aufeinandertreffen.
»Einfach geradeaus fahren« ist hier unmöglich. Den Radfahrern wird eine völlig absurde Situation aufgezwungen.
Wer von der Fahrbahn aus auf den Radfahrstreifen will, muss erst nach links der Fahrbahn folgen, dann an der engsten (!) Stelle der Fahrbahn im 90°-Winkel nach rechts und anschließend im 90°-Winkel nach links fahren! In dieser unübersichtlichen Situation kann dann von dem baulichen Radweg aus ein zweiter Radfahrer kommen, den man gar nicht sieht.
Niemand kann mir erklären, welcher Radfahrer hier Vorfahrt hat, wenn gleichzeitig einer auf der Fahrbahn fährt und ein zweiter von rechts den »Radweg« benutzt.
Noch »verbessert« wird das Chaos durch die neu eingerichtete – noch provisorische – Bushaltestelle direkt an der Ecke Südring.
Die verantwortliche Planerin hatte mir dazu erklärt, es sei nicht zulässig, den rechten Fahrstreifen geradeaus weiterzuführen, der linke Fahrstreifen müsse in dieser Engstelle enden.
Die Frage ist nur: Wenn das so ist, warum hat die Stadt Bochum es dann am Wattenscheider Hellweg (Veloroute #11) im gleichen Jahr mehrfach genau andersherum gemacht?
Der Anfang des Radfahrstreifens liegt hier, wie auch an der Kreuzung mit der Höntroper Straße genau in der Verlängerung des rechten Fahrstreifens. Hier kann man wirklich mit dem Rad »einfach geradeaus fahren«, ganz genau so, wie das die Vernunft und die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) seit Jahrzehnten fordern.
Vernünftig wäre an der Viktoriastraße nur eins: Der Radfahrstreifen muss an der ABC-Straße beginnen und dann einfach geradeaus in die Königsallee und zur Hattinger Straße führen.
Dann wäre es auch sehr einfach möglich, zum Linksabbiegen vom Südring in die Viktoriastraße Richtung Schauspielhaus indirektes Linksabbiegen einzurichten. Bis jetzt ist das eine höchst anspruchsvolle Aufgabe für besonders versierte Radfahrer. Voraussetzung wäre natürlich, dass Bochum es überhaupt einmal hinbekommt, indirektes Linksabbiegen kinderleicht zu ermöglichen.
Der Skandal ist nicht, dass Bochum in den 1970ern fahrradfeindliche »Radwege für Autofahrer« gebaut hat, sondern das sie das auch heute noch tut. Bochum baut auch 2024 noch Radwege, die vom Auto aus gedacht sind, aber nicht vom Fahrrad her, während die FGSV in ihren Regelwerken schon längst die Priorisierung des Fußgänger- und Radverkehrs gegenüber dem Autoverkehr fordert. Das ist der eigentliche Skandal.
Hallo Klaus,
zu dem Bild mit den drei Radweganfängen. Der schmale Radweg war mal benutzungspflichtig und als getrennter Rad- und Gehweg gedacht. Das Verkehrszeichen 241-30 hing nicht allzulang, aber es hing dort und ich habe noch ein Foto vom 24.07.2023 gefunden, welches ich dir gerne zukommen lassen kann, wenn du magst.