Kosmetik am Monster

Kreuzung Harpener Hellweg / Castroper Hellweg

Die Kreuzung Castroper Hellweg – Harpener Hellweg – Castroper Straße – Sheffieldring und A40.
Die »Fähnchen« zum Schutz vor rechts abbiegenden Kfz sind neu. Rechts sieht man noch den früheren »Radweg«.

Bei dem Knotenpunkt handelt es sich um einen der größten, verkehrsreichsten und unfallträchtigsten innerhalb des Stadtgebietes.

Mitteilung des Straßenverkehrsamts vom 3.11.2015

An dieser Großkreuzung gibt es nur sehr wenige Radfahrer.
Radwege gibt es so gut wie gar nicht.

Der Sheffieldring ist Kraftfahrstraße.

Fahrzeuge mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von weniger als 60 km/h dürfen ihn nicht benutzen.

Voraussetzung für die Anordnung des Zeichens ist, dass für den Verkehr, der Kraftfahrstraßen nicht befahren darf, andere Straßen, deren Benutzung zumutbar ist, zur Verfügung stehen.

VwV-StVO Zu Zeichen 331.1 Kraftfahrstraße

Preisfrage: Wie kommt man vom Castroper Hellweg zur Markstraße?

Für Autofahrer ist das einfach: 4 km geradeaus, sagt Google Maps.
Für Radfahrer? Der Weg ist ein Drittel länger (5,5 km). Unter anderem über Lothringen-Trasse, Buselohstraße, Goystraße. Etwa ein Dutzend Abbiegevorgänge, mehrere Ampeln, keine Radwege, bekannte Gefahrenstellen usw. Ist das »zumutbar« oder eine Zumutung?
Nebenbei: Die Lothringen-Trasse ist keine Straße. Darf der Sheffieldring also überhaupt eine Kraftfahrstraße sein?

Fahrtrichtung Harpen

Der Radweg Richtung Harpen – benutzungspflichtig, unzumutbar, verkehrsgefährdend.

Richtung Harpen beginnt kurz vor der Kreuzung ein als benutzungspflichtig ausgeschilderter Radweg, der so schlecht ist, dass man ihn wegen seines verkehrsgefährdenden Charakters besser nicht benutzt. Nach links, Richtung Gerthe, kann man von diesem Radweg gar nicht abbiegen. Geradeaus fahren ist auch nicht viel einfacher.

Von Harpen Richtung Zentrum

So sah der »Radweg« im Jahr 2012 aus. Wo ist der Gehweg?

In Gegenrichtung, von Harpen aus Richtung Zentrum, gibt es auch einen Radweg, der kurz vor der Kreuzung beginnt und direkt danach wieder endet.

Mit diesem Radweg haben sich Verwaltung und Politik über mehr als zehn Jahre große Mühe gegeben. Mit wenig Erfolg.

So sollten Radfahrer 2012 – geradeaus! – über die Kreuzung fahren.

2015 teilte die Verwaltung dazu mit:

Eine Aufhebung der Benutzungspflicht würde dem Radverkehr erlauben, gemeinsam mit dem Kraftverkehr direkt über den Knotenpunkt zu fahren.

Das wäre zu einfach.

Die Monsterkreuzung

»Für die Kreuzung selbst galt das Ziel, eine einigermaßen leistungsfähige Signalsteuerung unter Berücksichtigung der ÖPNV-Beschleunigung zu erreichen. Eine Radverkehrsführung auf der Fahrbahn würde eine Verlängerung der Räumzeiten erfordern, infolge dessen die Freigabezeiten gekürzt werden müssten. Dies wiederum hätte negative Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit dieses Knotenpunktes.« (Mitteilung des Straßenverkehrsamts vom 3.11.2015)

Was heißt hier »Leistungsfähigkeit«?

Die neue Führung geradeaus – und nach rechts auf den Gehweg.

Wie »leistungsfähig« ist diese Kreuzung für Fußgänger und Radfahrer?
Selbst wenn die Räumzeiten für Radfahrer länger sein müssten – der Weg über die Kreuzung ist nicht sehr lang – könnte man das durch unterschiedlich lange Grünphasen für Kfz und Fahrrad leicht ausgleichen.

»Zusätzlich … birgt auch die Rechtsabbiegerspur im Bereich Castroper Hellweg / Castroper Straße ein Gefahrenpotential insbesondere für den Radverkehr.«

Hier wird es kriminell. Noch immer und unverändert. Foto vom 26.09.2024.

Das ist völlig richtig. Rechtsabbieger vom Castroper Hellweg Richtung Castroper Straße werden über eine separate Rechtsabbiegespur geführt, die direkt von der A40 kommt und nur ungenügend in die Signalisierung einbezogen ist. Es gibt dort ein Gelb-Rot-Signal, das nur aktiviert wird, wenn Radfahrer oder Fußgänger hier noch einmal ein Grünsignal zur Querung anfordern. Eine Bettelampel. Und der folgende 10-Meter-Radweg ist eine zusätzliche Gefahr. Diese seit mehr als zehn Jahren bekannten Gefahrenstellen sind bis heute nicht beseitigt – im Namen der Sicherheit des Radverkehrs.

Das Radwegende hinter der Kreuzung. Der Radweg ist die Gefahr.

Da sich durch bei einer Änderung der Radverkehrsführung sowohl die Verkehrssicherheit des Radverkehrs als auch die Leistungsfähigkeit des Knotenpunktes verschlechtern würde, wird die bisherige Führung über die signalisierten Furten beibehalten.

Das Gegenteil ist richtig: Eine Änderung der Radverkehrsführung im Kreuzungsbereich würde die Sicherheit des Radverkehrs wesentlich verbessern und die Leistungsfähigkeit des Knotenpunktes verbessern – weil die Leistungsfähigkeit für den Radverkehr einbezogen würde.

Übrigens: Wenn Radfahrer dem Radweg folgen, um nach rechts – Richtung Gerthe – abzubiegen, landen sie auf dem Gehweg. Der ist zwar freigegeben, aber zum Radfahren absolut ungeeignet.
Gehwege sind keine Radverkehrsführung.

Vom Castroper Hellweg nach links oder rechts?

Radfahrer dürfen hier ja nicht geradeaus fahren. Sonst könnten sie zum Beispiel die Harpener Straße leicht und sicher erreichen. Aber auch das erzwungene Abbiegen nach links oder rechts ist eine kaum lösbare Aufgabe. Diese Kreuzung ist nur deshalb kein Unfallhäufungspunkt des Radverkehrs, weil niemand sich traut, dort Rad zu fahren. Keine Radfahrer – keine Unfälle. So einfach lässt sich Verkehrssicherheit im Sinne der Stadt Bochum herstellen.

Das »Pilotprojekt Radwege- und Beschilderungsplan Bochum« hat schon 1988 festgestellt:

Soll durch das Radverkehrsnetz eine stärkere Benutzung des Fahrrads über den Nahbereich hinaus ermöglicht werden, so ist dieses Netz als Angebotsplanung zu entwickeln, die sich aus dem potentiellen Bedarf ableitet.
Die Angebotsplanung fragt nicht danach, wo derzeit viele Fahrradfahrer fahren, sondern wo sie fahren würden, wenn alle Straßen und Wege für den Radverkehr gleichermaßen geeignet wären.

Die geradlinigsten, kürzesten und gleichzeitig schnellsten Verbindungsstrecken des Alltagsverkehrs führen über die strahlenförmig vom Stadtzentrum abzweigenden Hauptausfallstraßen.
Langfristig ist daher ein Ausbau der Hauptausfallstraßen anzustreben, der das Sicherheitsbedürfnis des Radverkehrs angemessen berücksichtigt.

Pilotprojekt Seiten 10 und 16

Das war vor 36 Jahren.

Das Radverkehrskonzept der Stadt Bochum (2023) zitiert die ERA 2010:

Alle Knotenpunkte müssen aus den Zufahrten rechtzeitig erkennbar, verständlich, übersichtlich sowie durch Radfahrende zügig und sicher befahrbar sein.

Im Februar 2016 hatte ich eine Bürgeranregung (GO NRW § 24) an die Stadt Bochum geschickt, um eine einfache und sichere Radverkehrsführung zu erreichen:
Anregung nach § 24 der GO NRW Radwege an der Kreuzung Harpener Hellweg / Sheffieldring / Castroper Hellweg

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