Neue Neveltalbrücke

Planung zum Bau der neuen Neveltalbrücke, Dezember 2024.

(Bild: Geplante Umleitung der Springorum-Trasse während des Baus der neuen Neveltalbrücke. Screenshot, Straßen.NRW)
Am 13.12.2024 erfolgte der symbolische Spatenstich zum offiziellen Baustart für die neue Neveltalbrücke des Munscheider Damms. Geplant sind eineinhalb Jahre Bauzeit. Das ist engagiert. Die WAZ+ berichtete am 14.12.2024.

Es gibt einen doppelten Bezug zum Radverkehr in Bochum:

  1. Die Springorum-Trasse wird während der Bauarbeiten gesperrt – eine Umleitung ist erforderlich.
  2. Die Brücke erhält Radwege – auf beiden Seiten.

Alternativen zur Springorum-Trasse?

Das Problem, eine geeignete Alternativstrecke für den Radverkehr während der Bauzeit zu finden, illustriert sehr schön, warum Wege über Bahntrassen für Radfahrer so attraktiv sind.

Eisenbahnen sind sehr empfindlich gegenüber Steigungen. Deshalb werden Steigungen im Bahnverkehr nicht wie im Straßenverkehr in Prozent, sondern in Promille angegeben. In der Frühzeit der Eisenbahn galten 3 % Steigung schon als Maximum des technisch Möglichen. Nicht umsonst hatte der Bochumer Verein an der Alleestraße anfangs eine Zahnradbahn in Betrieb.
Eisenbahnstrecken wurden deshalb mit möglichst wenigen Höhenmetern und insbesondere mit streng begrenzter maximaler Steigung entworfen.

Davon profitieren heute die Radfahrer. Und deshalb ist es so gut wie unmöglich, für die Springorum-Trasse eine gleichwertige Umleitungsstrecke zu finden. Die einzige wirkliche Alternative zur Springorum-Trasse zwischen Haus Weitmar und Dahlhausen ist die Hattinger Straße in Verbindung mit der Keilstraße. Und die Hattinger Straße hat bis heute keine Radwege. Der Unterschied ist, dass die Springorum-Trasse durch das Tal führt, die Hattinger Straße aber über den Höhenzug.
Auf der Nordseite der Springorum-Trasse gibt es gar keine parallele Straßenverbindung.

Folgerichtig gibt es nur sehr wenige Straßen, die quer zur Springorum-Trasse verlaufen:

  • Nevelstraße
  • Am Röderschacht
  • Hasenwinkeler Straße

Die Springorum-Trasse liegt auf etwa 100 Metern Höhe, die Hattinger Straße auf 135 Meter. Die Straße Am Röderschacht ist nur 400 Meter lang. Das bedeutet teilweise 15 % Steigung zur Hattinger Straße.
Die Hasenwinkeler Straße ist länger, hat mehr Höhenmeter und ebenfalls bis zu 15 % Steigung.
Auch die Nevelstraße hat bis zu 10 % Steigung.

Eine südliche Umleitungsstrecke würde also notwendigerweise über zwei Steilstrecken verlaufen und über die gefährliche und fahrradfeindliche Kreuzung Hattinger Straße / Munscheider Damm führen.

Der Bauherr Straßen.NRW verspricht daher nebulös: »Der Fuß- und Radverkehr auf der Trasse wird kleinräumig um das Baufeld herumgeführt.« Man darf gespannt sein. Der WAZ-Artikel sagt gar nichts dazu. Ich habe bei Straßen.NRW angefragt.

Das Video von Straßen.NRW zum Neubau der Brücke zeigt diese nördliche Umleitung:

Offensichtlich müssen dafür auf beiden Seiten des Munscheider Damms provisorische Wege angelegt und eine neue Querungsmöglichkeit über den Munscheider Damm gebaut werden. Der Vorteil sind weniger steile Wege und weniger Höhenmeter. Die Höhendifferenz entspricht etwa der Höhe der Brücke.
Auf Anfrage hat Straßen.NRW weitere Details mitgeteilt: »Eben aufgrund der von Ihnen beschriebenen sehr großen Steigungen möglicher Umleitungsstrecken hat Straßen.NRW sich dafür entschieden, eine Umleitung innerhalb des Baufeldes herzustellen und dies in Abstimmung mit dem Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr (MUNV) des Landes NRW so festgelegt.
Diese Umfahrung weist nun eine Steigung von maximal lediglich 6,5 Prozent auf. Dies entspricht der maximalen Steigung eines Radwegs analog der Entwurfsklasse EKL 3 des Munscheider Damms (L651). Diese temporäre Umleitung erhält, ebenso wie die Springorum-Trasse, eine Beleuchtung. Die sichere Querung des Munscheider Damms wird durch eine Baustellenampel ermöglicht.«

Die neue Brücke

»Im Planfeststellungsverfahren wurden insgesamt vier Varianten gegeneinander abgewogen. Die Planunterlagen wurden im Sommer 2019 ausgelegt und in einer überarbeiteten Version im Spätsommer 2020 der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Planfeststellungsbeschluss durch die Bezirksregierung Arnsberg erging im März 2021. Seit August 2021 hat Straßen.NRW das Baurecht.« (https://www.strassen.nrw.de/de/meldung/l651-feierlicher-spatenstich-zum-neubau-der-bruecke-ueber-das-neveltal-in-bochum.html)

Ich war schon dabei, als die Bürger im Dezember 2017 erstmals eingeladen waren, die Planung bei Straßen.NRW an der Castroper Straße einzusehen und zu diskutieren. Allerdings war ich der einzige, der sich für die Radverkehrsführung interessiert hat. Ich musste feststellen, dass alle vorgestellten Planungsvarianten in einem Punkt deckungsgleich waren:

Die Brücke sollte nur auf einer Seite einen kombinierten Geh- und Radweg bekommen.

Screenshot neue Nevetalbrücke mit einseitigem Radweg.

Das Video von Straßen.NRW zur geplanten Brücke zeigt bis heute nur auf der östlichen Seite der Brücke einen kombinierten Geh- und Radweg, der 2,50 m breit sein soll.
Der Radverkehr sollte laut Planung von 2017 erst kurz vor der Brücke über die Nevelstraße auf den Munscheider Damm geführt und sofort hinter der Brücke über die Schnatstraße wieder abgeleitet werden. Das entspreche der Planung des Bochumer Radverkehrsnetztes und sei so mit der Stadt Bochum vereinbart worden.

Die Nord-Süd-Verbindung von Gelsenkirchen nach Hattingen

In der von der Stadt Bochum herausgegebenen Freizeitkarte Radfahren von 2018 ist aber die gesamte Strecke von Gelsenkirchen nach Hattingen über Berliner Straße, Zeppelindamm und Munscheider Damm als Fahrradroute eingetragen. Und so muss es auch sein: Diese Nord-Süd-Verbindung von Gelsenkirchen nach Hattingen ist für den Radverkehr unverzichtbar. Berliner Straße, Zeppelindamm, Munscheider Damm und Wuppertaler Straße müssen durchgehend Radwege haben.

Würde Straßen.NRW jetzt eine Brücke über das Nevelstraße bauen, die nur auf einer Seite einen Radweg haben kann, wäre diese wichtige Verbindung voraussichtlich für die nächsten hundert Jahre verbaut (die alte Brücke ist fast 100 Jahre alt).

Das habe ich bei dem Termin mit Straßen-NRW den anwesenden Planerinnen vorgetragen und die Erweiterung der Brücke auf beidseitige Radwege gefordert. Zusätzlich habe ich umgehend eine Bürgeranregung nach GO NRW § 24 bei der Stadt Bochum eingereicht mit derselben Forderung.

Die Bürgeranregung wurde im April 2018 im Ausschuss für Infrastruktur und Mobilität behandelt und die Beschlussvorlage 20180662 einstimmig beschlossen.
Deshalb wird die neue Neveltalbrücke auf beiden Seiten Radwege bekommen und damit der Ausbau der für ein funktionierendes Radverkehrsnetz erforderlichen Nord-Süd-Verbindung ermöglicht.

Quellen:
Straßen.NRW Video zum geplanten Brückenbau auf Youtube: https://youtu.be/IOAd4bMx-L4
Bürgeranregung zur Neveltalbrücke vom 14.12.2017
Beschlussvorlage 20180662 zur Bürgeranregung vom 14.12.2017.

Siehe auch: Neveltalbrücke »Kostenexplosion bei Mini-Radweg«

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