Geht’s noch …

Harpener Straße, vor dem Kreisverkehr Lohring

Bild: Harpener Straße, vor dem Kreisverkehr Lohring.
Der neueste, kürzeste und sinnloseste Radfahrstreifen in Bochum.
Auf der Harpener Straße gibt es am Kreisverkehr mit dem Lohring seit wenigen Tagen in beiden Richtungen einen je ca. 10 Meter langen Radfahrstreifen.
Vorher gibt es an der Harpener Straße ab Buselohstraße nichts, weder Radweg noch Radfahrstreifen, teils nicht einmal einen Gehweg.

Harpener Straße, nach dem Kreisverkehr Lohring.

Welchen Sinn hat ein 20 Meter langer Radfahrstreifen?

Ich kann nur erkennen, dass der neue Gehweg wegen des Radfahrstreifens viel zu schmal ist. Aber baut man dazu einen Radfahrstreifen? Eigentlich sollen Straßen ja von außen nach innen geplant werden, damit Fußgänger (und Rad fahrende Kinder) nicht zu kurz kommen. Das Verfahren ist seit etwa 30 Jahren bekannt und seit 2006 vorgeschrieben.

Städtebauliche Bemessung: »Straßenraumgestaltung vom Rand aus«

Die städtebauliche Bemessung ist ein Verfahren, das den notwendigen Abmessungen der befahrenen Flächen, das heißt Fahrbahnen, Sonderfahrstreifen des ÖPNV und Radverkehrsanlagen auf Fahrbahnniveau plausibel nachvollziehbare notwendige Abmessungen für die Seitenräume gegenüberstellt. Sie verfolgt das Ziel einer „Straßenraumgestaltung vom Rand aus“.

RASt 06, S. 21
Harpener Straße, nach dem Kreisverkehr Lohring.

Sowohl für den Fußgängerverkehr und gegebenenfalls für den Radverkehr müssen die je nach Bedeutung des Straßenraums erforderlichen Flächen im Seitenraum bereitgestellt werden.

RASt 06, S. 21

Vom Fahrbahnrand (Bordsteinkante) ist dabei sowohl für Fußgänger wie auch für Radfahrer ein Sicherheitsraum von mindestens 0,50 m frei zu halten. Der Gehweg braucht eine hindernisfreie Breite (»lichter Raum«) von mindestens 2,00 m. Dazu kommt der Sicherheitsraum an der Außenseite (Mauern, Zäune usw.)

Der Gehweg hat eine nutzbare Breite von etwa 50 Zentimetern! Da fehlen 1,50 Meter.

Auch zum Überholen durch ein Kfz reicht es wohl kaum, vor allem, weil ja auch dann der Sicherheitsabstand von mindestens 1,50 m einzuhalten ist. Die durchgezogene Linie beginnt im Verflechtungsbereich.

Zudem folgt vor dem Kreisverkehr ein Fußgängerüberweg (die Schilder sind hier noch abgedeckt), sodass Autofahrer ihre Geschwindigkeit sowieso reduzieren müssen.

Soll den Autofahrern hier aggressives Verhalten antrainiert werden?

Zur Illustration: Praktische Beispiele der Anwendung von Regelwerken für den Fußverkehr (Powerpoint, 37 Folien, 2014)

Wer in dieser Maßnahme aus Sicht des Radverkehrs einen Sinn erkennen kann, hat einen Preis verdient – oder braucht Hilfe.

Schreibe einen Kommentar