Bild: Universitätsstraße / A43 Fahrtrichtung Langendreer (2024).
Für Radfahrer der blanke Horror – in beiden Richtungen.
2013 war er Zukunft, 2014 schon Vergangenheit. Seitdem sind weitere 10 Jahre vergangen.
Wann wird die Universitätsstraße durchgehende Radwege haben – vom Südring bis zur Wittener Straße?
Im Jahr 2013 hatte die Stadt Bochum den Auftrag für ein »Integriertes Mobilitätskonzept für den Campus
Bochum« vergeben. Ziel des Mobilitätskonzepts sollte die Verbesserung der inneren und äußeren
Erschließung des Campus für alle Verkehrsarten sein.
Der Entwurf zu diesem Mobilitätskonzept vom Dezember 2013 stellte fest, dass die Radverkehrsinfrastruktur zur äußeren Erschließung mangelhaft ist und führt aus:
Zur Anbindung Richtung Langendreer eignet sich in erster Linie die Universitätsstraße. Sie ist in ihrer
jetzigen Form hinsichtlich der Verkehrsbedeutung überdimensioniert.
Der erste Entwurf für die AGFS Bewerbung der Stadt Bochum vom 30.01.2014 nimmt im Kapitel Nahmobilität (3.3) die Ausführungen zu einem Mobilitätskonzept Ruhr-Universität Bochum / Universitätscampus (3.3.1) auf.
Zur Verbesserung der äußeren Erschließung des Universitätsviertels führt der Bewerbungstext aus:
Eine der für diese Funktion wichtigsten Maßnahmen ist der Bau eines Radschnellweges entlang
der Universitätsstraße in Form eines durchgehenden, beidseitigen Radfahrstreifens von der Bochumer
Innenstadt über die Universität bis nach Langendreer.
Noch im Rahmen der Erarbeitung des Integriertes Mobilitätskonzepts für den Campus Bochum hatte ein
Vertreter des Tiefbauamtes der Stadt Bochum auf einem Workshop erklärt, Radfahrstreifen auf der Universitätsstraße zwischen RUB West und Langendreer seien nur mit hohem Millionenaufwand und daher praktisch nicht machbar.
Der ADFC Bochum hat dem entgegengehalten, dass die Fahrbahnbreiten der Universitätsstraße in dem
gesamten Abschnitt sehr wohl die Anlage von Radfahrstreifen erlauben.
In einem Positionspapier zur Universitätsstraße, das der ADFC Bochum im Juli 2013 in den Planungsprozess eingebracht hat, heißt es:
„Die Universitätsstraße hat Richtungsfahrbahnen mit einer Breite von mindestens 7,50 m bis weit
über 10 m. Die Breite von 7,50 m wird auch auf der Brücke über die A43 nicht unterschritten Die
Anlage von Radfahrstreifen ist bei dieser Fahrbahnbreite ohne weiteres durch Neuaufteilung der
vorhandenen Flächen möglich.
Wo drei Fahrstreifen pro Richtung vorhanden sind, steht für den Radverkehr mindestens eine Fläche
von 3,00 m Breite zur Verfügung, da keinerlei Bedarf für einen dritten Fahrstreifen des MIV besteht.
Bei 7,50 m Fahrbahnbreite verbleiben neben einem Radfahrstreifen in Regelbreite (1,85 m) mindestens
5,65 m Breite für den motorisierten Verkehr. Mehr ist nicht erforderlich.
Zwischen Baroper Straße und Wittener Straße / Unterstraße stehen nach dem Ausbau der Linie
310 zusätzlich 5 m Breite aus dem aufgelassenen Straßenbahngleis zur Verfügung.
Die Anlage von Radfahrstreifen auf der Universitätsstraße ist ohne aufwendige und kostenintensive
bauliche Maßnahmen auf einfache Weise möglich.
Die völlig überhöhten Geschwindigkeiten des MIV stellen auf der Universitätsstraße ein gravierendes
Verkehrssicherheitsproblem dar.
Weniger und schmalere Fahrstreifen des MIV würden die überhöhten Geschwindigkeiten des MIV
deutlich senken und wesentlich zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beitragen.
Wir fordern die Stadt Bochum daher auf, umgehend eine Vorplanung zur Anlage von Radfahrstreifen
auf der Universitätsstraße vorzulegen.
Dass eine sichere Radverkehrsführung auch in planfreien Knotenpunkten möglich ist, zeigt nicht nur der
Knotenpunkt Universitätsstraße / Markstraße.
Nicht ohne weiteres möglich ist dagegen der im ersten Entwurf der Bewerbung genannte »Radschnellweg
Universitätsstraße«. Ein Radschnellweg würde pro Fahrtrichtung jeweils mindestens drei Meter
breite Radfahrstreifen erfordern. Die Mindestbreite für normale Radfahrstreifen beträgt dagegen nur
1,50 m.
Der ADFC Bochum hat die Verwaltung der Stadt Bochum umgehend auf diesen Sachverhalt hingewiesen
und die Stadt Bochum aufgefordert, glaubwürdig darzulegen, wie die Verwaltung einen Radschnellweg
auf der Universitätsstraße realisieren wolle.
Die Stadt Bochum hat umgehend auf diese Kritik reagiert und schon in der ersten Überarbeitung des
Entwurfs der Bewerbung vom 20.2.2014 den Absatz über das integrierte Mobilitätskonzept geändert:
Das integrierte Mobilitätskonzept für den Campus Bochum wird zur Zeit dieser Antragserarbeitung
noch in der Endfassung bearbeitet. Daher können konkrete Ergebnisse noch nicht in diesen
Antrag mit einfließen. Ziel des Konzeptes ist es jedoch, … sowohl die interne Vernetzung als auch
die äußere Erreichbarkeit zu verbessern. Ganz besonders im Fokus stehen dabei … eine bessere
Radverkehrsanbindung des Campusareals und eine Verbesserung der Barrierefreiheit auf den in
den 60er-Jahren entstandenen baulichen Strukturen.
Von einem »Radschnellweg Universitätsstraße« ist keine Rede mehr. Jetzt stehen nicht einmal mehr
ganz normale Radfahrstreifen zur Debatte. Gegenüber dem ADFC hat die Verwaltung am 12.3.2014 erklärt:
Die Weiterführung der Radfahrstreifen von Uni-West bis Langendreer kann nur durch einen aufwändigen
Umbau der Auf- und Abfahrten erreicht werden. Dies soll in ein mittelfristiges Programm
aufgenommen werden.
»Mittelfristig« bezeichnet in diesem Zusammenhang einen Zeitraum von mindestens zehn, eher aber
zwanzig Jahren!
Der ADFC Bochum wertet dieses Beispiel als Beleg für die unzureichende Kompetenz, die Konzeptlosigkeit
und die fehlende Strategie der Stadt Bochum in Sachen Radverkehr.
Dieser Text erschien zuerst 2014 im »Schwarzbuch Radverkehr« des ADFC Bochum. 2025 ist er immer noch aktuell. Das »mittelfristige Programm« der Stadt Bochum existiert bis heute nicht.
Die Universitätsstraße im Radverkehrskonzept Bochum 2023

Anfang und Ende der Universitätsstraße sind mit Pfeilen markiert. Das Ende der seit August 1999 bestehenden Radfahrstreifen auf der Universitätsstraße an der Ausfahrt Uni West ist mit einem Kreis markiert. Die grüne Linie links oben ist der RS1. Neu geplante Strecken sind mit gestrichelten Linien eingezeichnet.
Das Radverkehrskonzept von 2023 hat einen Zeithorizont bis 2030. Im »Zielnetz« des Radverkehrskonzepts kommt die Universitätsstraße nicht vor. Alles soll bis 2030 so bleiben, wie es seit 1999 war. Aus Richtung Langendreer bleiben RUB und HBO mit dem Fahrrad unerreichbar.
Wann wird die Universitätsstraße durchgehende Radwege haben – vom Südring bis zur Wittener Straße?