RS1: Wer wird Erster?

RS1 Blücherstraße Bochum

Essen, Mülheim, Gelsenkirchen – oder doch Bochum?

Im Rennen um den ersten vollständigen Abschnitt des Radschnellwegs RS1 lagen Essen, Mülheim und Gelsenkirchen jahrelang weit vor Bochum. Aber jetzt wird es eng.

In Essen gab es eine Art Probelauf für den RS1. In Richtung Mühlheim wurde die Trasse früh ausgebaut, aber noch ohne den NRW-Standard für Radschnellwege einzuhalten. Zum Beispiel fehlt die Trennung von Fuß- und Radverkehr und die Strecke ist nicht vollständig asphaltiert.

Im Osten, Richtung Bochum, dagegen, hat Essen noch nicht einmal damit angefangen, die Trasse vorzubereiten.

RS1: Blick von Geslsenkirchen nach Essen. Hier liegen noch die Schienen.
RS1: Blick von Gelsenkirchen nach Essen. Hier liegen noch die Schienen auf der Trasse. (16.05.2025)

Gelsenkirchen

Der Abschnitt in Gelsenkirchen (2,8 Kilometer) ist – verglichen mit Essen und Bochum – kurz und einfach, weil der RS1 nicht mitten durch Gelsenkirchen verläuft. Die Bahntrasse liegt praktisch auf der südlichen Stadtgrenze zu Wattenscheid. Hier wurde der erste Abschnitt RS1 gebaut, der die Anforderungen an Radschnellwege in NRW vollständig erfüllt: Ein Radschnellweg als Vorfahrtstraße mit getrenntem Gehweg und vier Metern Fahrbahn für den Radverkehr.

Aber es gab und gibt zwei große Hindernisse

Der RS1 in Gelsenkirchen (Karte: OpenStreetMap)
Der RS1 in Gelsenkirchen zwischen Halde Rheinelbe und Parkstraße in Bochum (Karte: OpenStreetMap)

1. Die Emscher

Das Jahrhundertprojekt Renaturierung der Emscher ist zwar seit 2020 offiziell abgeschlossen, aber dazu gehört auch die Renaturierung aller Zuflüsse der Emscher. Und das erforderte in Gelsenkirchen eine Großbaustelle direkt am RS1. Zum einen wurde an der Halde Rheinelbe ein Regenrückhaltebecken gebaut. Zum anderen verläuft der Wattenscheider Bach unter dem RS1 hindurch und nördlich weiter parallel zum RS1. Die Baustraße verläuft ab der Krayer Straße auf dem RS1. Die Bauarbeiten sind noch nicht abgeschlossen.

»Beim Bau des Gelsenkirchener Teilstücks kooperiert Straßen.NRW mit dem Wasserwirtschaftsverband Emschergenossenschaft, der im Rahmen des Generationenprojekts Emscher-Umbau Kanalbauarbeiten am Wattenscheider Bach ausführt. Die Baustraße der Emschergenossenschaft wird später zum RS1 umfunktioniert.«1

Baustelle Wattenscheider Bach am RS1 in Gelsenkirchen
Baustelle Wattenscheider Bach am RS1 in Gelsenkirchen. Dafür wird immer noch die Baustraße gebraucht.

2. Die Brücke Ückendorfer Straße

Die alte Eisenbahnbrücke an der Ückendorfer Straße in Gelsenkirchen, die für den Radschnellweg Ruhr (RS1) benötigt wird, ist ein denkmalgeschütztes Bauwerk, das saniert werden muss. Die Sanierung der Brücke ist Teil der Trassenführung des RS1 in Gelsenkirchen. Die Bauarbeiten dafür haben noch nicht begonnen. Deshalb ist die Trasse auf der Brücke noch nicht einmal asphaltiert.
Im Gegensatz dazu konnte die Brücke über die Parkstraße in Bochum einfach abgerissen werden und wird ersetzt. Spannend wird, wer als erster mit seiner Brücke fertig wird: Gelsenkirchen oder Bochum?2

Blick vom RS1 auf die Ückendorfer Straße in Wattenscheid mit der neuen Straßenbahnhaltestelle Watermanns Weg.
Blick vom RS1 auf die Ückendorfer Straße in Wattenscheid mit der neuen Straßenbahnhaltestelle Watermanns Weg. (16.05.2025)

Bochum

Der RS1 zwischen Darpestraße und Parkstraße

Bochum hat erst weit nach Gelsenkirchen mit dem Bau der 3,2 km langen Strecke von der Parkstraße bis zur Darpestraße an der A40 begonnen. Aber mittlerweile ist die Strecke vollständig asphaltiert und die große Kreuzung an der Blücherstraße fast fertig. Nur die Ampelanlage fehlt noch. Auch an der Darpestraße ist die Abfahrt vom RS1 und die neue Querung fast fertig. Die neue Brücke über die Parkstraße wird voraussichtlich 2026 fertiggestellt.

Blick von der Centrumstraße nach Westen (16.05.2025)
RS1 Blick von der Centrumstraße nach Westen (16.05.2025). Asphalt und Beleuchtung sind schon da.
Kreuzung Blücherstraße. Die Ampelmasten stehen schon.
RS1 Kreuzung Blücherstraße. Die Ampelmasten stehen schon. (16.05.2025)
Blick nach Westen Richtung Blücherstraße mit den Ampelmasten.
Blick nach Westen Richtung Blücherstraße mit den Ampelmasten (16.05.2025).

Interessant sind hier die zwei Ampelmasten vor der Kreuzung: Der RS1 ist eine Landesstraße und hat daher Vorrang gegenüber der kommunalen Blücherstraße. Durch die Vorampeln soll eine »Grüne Welle« für den Radverkehr hergestellt werden. Radfahrer sollen möglichst früh erkennen können, mit welcher Geschwindigkeit sie bei Grün an der Blücherstraße ankommen können. Für die Qualität des RS1 auf diesem Abschnitt hängt viel von der Qualität dieser Ampelsteuerung ab.

swarco »Green Wave« in Kopenhagen (Bild: swarco)
swarco »Green Wave« in Kopenhagen (Bild: swarco)

Die Visualisierung der Grünen Welle durch Leuchten im Radweg ist die beste Lösung. Man kann sofort erkennen, ob es sich noch lohnt, schneller zu fahren.

Endspurt

Das Rennen zwischen Gelsenkirchen und Bochum biegt auf die Zielgerade ein. Essen liegt weit abgeschlagen auf dem letzten Platz. Auch Dortmund hat noch nicht viel vorzuweisen. Die beiden Brücken Ückendorfer Straße und Parkstraße werden entscheiden, wer als erster drei Kilometer RS1 im Vollausbau vorweisen kann.3

Im eigentlichen Stadtgebiet von Bochum, südlich der A40, hat Bochum sich bis jetzt nur blamiert.

  1. https://www.gelsenkirchen.de/de/_meta/aktuelles/artikel/36913-radschnellweg-ruhr-rs1 ↩︎
  2. https://www.strassen.nrw.de/de/meldung/rs1-arbeiten-am-radschnellweg-ruhr-werden-fortgesetzt.html (09.10.2024) ↩︎
  3. https://strassennrw.projectatlas.app/rs1/streckenkarte/neu?map=51.416042,6.952989,9.21,0,0 (Aktueller Stand) ↩︎

Ein Kommentar bei „RS1: Wer wird Erster?“

  1. Ich kann nur wiederholen:

    Die Fehlplanungen der Bochumer Radwegplaner sind nicht mehr zu ertragen, genauso wie die Ignoranz seitens Ordnungsamt und Polizei.

    Ich versuche aktuell mal wieder, einen Radwegblockierer anzuzeigen: Das OA zickt nur rum und weigert sich, Anzeige anzunehmen.

    Können wir als Bürger denn NICHTS für bessere Radwege tun?
    Es muss doch irgendwas geben.

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