ADFC Fahrradklima-Test 2024/25

Veloroute 11, Wattenscheider Hellweg.

Bild: Veloroute 11, Wattenscheider Hellweg. Das ist die Veloroute, die Bochum lieber verschweigt.

Im Westen nichts Neues?

Bochum gilt zum zweiten Mal als »Aufholer« in der Kategorie Großstädte von 200.000 bis 500.000 Einwohner:innen – wegen einer Verbesserung von 4,3 auf 4,11. Dabei übersieht die Wertung ganz zufällig, dass Bochum schon 2016 und 2018 denselben Notendurchschnitt erreicht hatte – und dafür bereits 2016 als »Aufholer« ausgezeichnet worden war.

Sind die Stärken in Wirklichkeit Schwächen?

Besonders interessant ist der Vergleich der besten und schlechtesten Noten für Bochum mit dem Durchschnitt der anderen Städte in derselben Gruppe.

Als Bochumer Stärken gelten:
1 öffentliche Fahrräder / Fahrradverleih
2 Fahrraddiebstahl
3 Fahrradförderung in letzter Zeit

Die Schwächen sind:

  1. zügiges Radfahren
  2. Erreichbarkeit Stadtzentrum
  3. Radfahren für Alt und Jung

Aber: Die besten Noten erhält Bochum für

  • öffentliche Fahrräder / Fahrradverleih (Stärke): 2,5 (+0,5 im Vergleich zur direkten Konkurrenz)
    Dafür kann Bochum gar nichts, denn metropolradruhr ist ein Ruhrgebietsprojekt und funktioniert nur an der RUB gut, nicht aber im restlichen Stadtgebiet.
  • geöffnete Einbahnstr. in Gegenrichtung: 2,9 (-0,4)
    Die Note sieht gut aus, ist im Vergleich aber schlecht.
  • Wegweisung für Radfahrer: 3,3 (0,0)
    Auch hier gilt: Die Wegweisung ist ein NRW-Projekt.
  • Erreichbarkeit Stadtzentrum (Schwäche): 3,3 (-0,6)
    Die Note sieht gut aus, ist im Vergleich aber schlecht. Die Erreichbarkeit des Zentrums war schon immer ein Problem (siehe Pilotprojekt von 1988).
  • Fahrradförderung in letzter Zeit (Stärke): 3,4 (+0,2)
    Im Vergleich nur ein bisschen besser als die anderen.
  • Radfahren für Alt und Jung (Schwäche): 3,6 (-0,6)
    Das verweist auf das Dauerthema Angst. Kinderleicht Radfahren in Bochum?

Die schlechtesten Noten sind:

  • Konflikte mit Kfz: 4,7 (-0,2)
    Überall ein Problem.
  • Fahrradmitnahme im ÖV: 4,7 (-0,4)
    Kein Bochumer Problem, sondern eines im VRR.
  • Breite der Radwege: 4,8 (0,0)
    Überall ein Problem.
  • Falschparkenkontrolle auf Radwegen: 4,8 (-0,1)
    Überall ein Problem.
  • Führung an Baustellen: 4,9 (-0,2)
    Überall ein Problem.

Bochum ist nur bei zwei Fragen deutlich besser als die Konkurrenz:

Öffentliche Fahrräder / Fahrradverleih: +0,5 im Vergleich zur direkten Konkurrenz, dank metropolradruhr.
Fahrraddiebstahl: +0,5. Die Ursache könnte eine Bochumer Schwäche sein: Wo das Fahrrad seltener genutzt wird, werden wohl auch weniger Fahrräder gestohlen.

Womit soll Bochum also die Auszeichnung als »Aufholer« verdient haben?

Aufholer sind halt immer noch schlechter als die Guten oder gar die Besten.
P.S.: Die WAZ hat gerade einen Städtetest für das Ruhrgebiet veröffentlicht. Fahrradverkehr oder Nahmobilität kommen da gar nicht erst vor. Wohl aber die Parkplatzsituation – wo Bochum weder gut noch schlecht abschneidet.2

Die Kernaussage des ADFC-Fahrradklimatestes 2024 laut ADFC Bochum:

Bochum hat kein Radwegenetz, sondern einen Flickenteppich.3 

Die ganze Auswertung für Bochum (Pdf):

  1. https://www.adfc.de/fileadmin/BV/FKT/Download-Material/Material_2024/Staedteauswertungen/05911000_Bochum_FKT2024.pdf ↩︎
  2. https://www.waz.de/lokales/bochum/article409278629/was-bochumer-an-ihrer-stadt-moegen-und-was-sie-nervt.html (WAZ +) ↩︎
  3. https://bochum.adfc.de/artikel/fahrradklimatest-legt-nachholbedarf-offen ↩︎

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